Judenhass ist wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Er ist keine abstrakte Bedrohung, sondern blutige Realität. Wie diese konkret aussieht und was man dagegen unternehmen kann, war Gegenstand des 17. Wunsiedler Forums zum Thema „Antisemitismus – Gesamtgesellschaftliche Herausforderung und Angriff auf unsere Demokratie“, zu dem 70 Interessierte aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft am 22. Oktober in die Fichtelgebirgshalle gekommen waren.
Wilhelmine Glaßner hat die Inhalte des Tages in der „Frankenpost“ zusammengefasst. Unter anderem hielt sie fest, welchen Handlungsbedarf Felix Klein, der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, der einer der Hauptredner in Wunsiedel war, sieht: „Wir müssen uns systemischer und strategischer im Kampf gegen Antisemitismus aufstellen“, sagte dieser. Dabei solle das 5×3-Modell helfen – eine nationale Strategie gegen Antisemitismus, die das Bundeskabinett im November 2022 beschlossen hatte. Das Modell richtet sich an die gesamte Gesellschaft. Es beschreibt fünf Handlungsfelder:
1. Forschung, Datenerhebung, Lagebild
Laut Felix Klein ist es wichtig, Antisemitismus zu definieren. Damit jeder weiß, was damit gemeint ist.
2. Bildung als Antisemitismusprävention
Dieses Handlungsfeld meint eine zielgruppengerechte Aufklärung in Schule, Ausbildung und Beruf – auch über die Geschichte der Shoah.
3. Erinnerungskultur, Geschichtsbewusstsein und Gedenken
Hier spielt für Felix Klein die Vermittlung von Empathie eine wichtige Rolle. Und zu sehen, was passiere, wenn Antisemitismus nicht zurückgedrängt werde.
4. Repressive Antisemitismusbekämpfung und Sicherheit
Hinter diesem Punkt stehe die Frage: Wie kann Freiheit und Sicherheit gewährleistet werden? Auch fernab der Justiz. Als Beispiel nennt Felix Klein die Situation, wenn jemand im Stadion den Hitlergruß zeige. Was bedeutet das für den Fußballverein? Spricht er ein Stadion- oder Vereinsverbot aus?
5. Jüdische Gegenwart und Geschichte
Dieser Punkt zielt auf die Stärkung und Sichtbarmachung von Juden ab. Je selbstverständlicher jüdisches Leben wahrgenommen wird, desto weniger besteht die Gefahr, dass Jüdinnen und Juden angegriffen werden. Das wird ermöglicht durch Ausstellungen, Konzerte, Synagogen, Kochkurse oder das Laubhüttenfest. „Jüdisches Leben hat immer schon zu Deutschland gehört“, sagt Felix Klein.
In jedes Handlungsfeld fließen Handlungsaufträge aus drei Querschnittsdimensionen ein: aus Betroffenenperspektive, Strukturbildung und Digitalität. Den gesamten Artikel von Wilhelmine Glaßner findet man hier, allerdings hinter einer Bezahlschranke.
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