Wunsiedler Forum
Das Wunsiedler Forum ist eine jährliche Fachtagung, bei der sich Vertreter*innen aus Politik und Zivilgesellschaft aus ganz Bayern treffen. Ziel ist es, aktuelle Themen der Arbeit gegen Rechtsextremismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu diskutieren. Veranstaltende sind das Bayerische Bündnis für Toleranz – Demokratie und Menschenwürde schützen, die Projektstelle gegen Rechtsextremismus, die Festpiel- und Energiestadt Wunsiedel sowie der Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge. Bis 2016 wurde das Forum vom „Bündnis für Demokratie – Gegen Extremismus und Gewalt“ mitveranstaltet.
Unterstützt wird die Tagung außerdem von den vier bayerischen kommunalen Spitzenverbänden: dem Bayerischen Städtetag, dem Bayerischen Gemeindetag, dem Bayerischen Landkreistag und dem Verband Bayerischer Bezirke.
17. Wunsiedler Forum | 22. Oktober 2024 10.00 – 16.00 Uhr | Fichtelgebirgshalle Wunsiedel
Jüdinnen und Juden haben in Geschichte und Gegenwart auf vielfältigste Weise dazu beigetragen, unser Land zu dem zu machen, was es heute ist. Im achtzigsten Jahr nach der Shoah sind sie wieder ein selbstverständlicher Teil der deutschen Realität. Und doch ist seit einiger Zeit etwas zutiefst Bedrohliches in Bewegung geraten, massiv verstärkt durch die Zäsur des 7. Oktober 2023: Der Antisemitismus, nie ganz weg, aber doch weitgehend geächtet, ist von den Rändern in die Mitte unserer Gesellschaft zurückgekehrt. Auch in Bayern verzeichnen wir allein im vergangenen Jahr einen sprunghaften Anstieg dokumentierter antisemitischer Vorfälle um 73 Prozent. Das Dunkelfeld dürfte deutlich größer sein. Die antisemitischen Agitationen auf Deutschlands Straßen und im Netz verunsichern viele Jüdinnen und Juden zutiefst. Sie sollten aber auch die nichtjüdische Bevölkerung unseres Landes wachrütteln:
Was können wir als Zivilgesellschaft, als politisch engagierte Menschen dem wachsenden Antisemitismus entgegensetzen? Welchen Beitrag können wir für eine sichere und positive Zukunft jüdischen Lebens in unserem Land beitragen? Wie können wir die in Deutschland lebenden Menschen noch besser für das Problem Antisemitismus sensibilisieren? Warum sind Angriffe auf Jüdinnen und Juden Angriffe auf unsere Gesellschaft, unsere Demokratie insgesamt? Und wie hängen Antisemitismus und Rechtsextremismus genau zusammen?
Diesen und weiteren Fragen wollen wir am 22. Oktober 2024 beim 17. Wunsiedler Forum mit Expertinnen und Experten nachgehen und in Vorträgen und Workshops vertiefen. Eine besondere Freude ist es uns, dass wir bereits den Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein, für einen Vortrag mit Diskussion gewinnen konnten.
Programm
ab 9.30 Uhr |
Ankommen |
10.00 Uhr |
Begrüßung |
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Erster Bürgermeister Nicolas Lahovnik, Festspielstadt Wunsiedel Stellvertretender Landrat Roland Schöffel, Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge Geschäftsführer Dr. Philipp Hildmann, Bayerisches Bündnis für Toleranz |
10.15 Uhr |
„Antisemitismus – Gesamtgesellschaftliche Herausforderung und Angriff auf unsere Demokratie“ Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus (Berlin) |
11.30 Uhr |
„Antisemitismus in Bayern – alte und neue Herausforderungen seit dem 7. Oktober“ Dr. Annette Seidel-Arpacı, Leitung, Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (München) |
12.30 Uhr |
Vorstellung der Workshops am Nachmittag |
12.45 Uhr |
Mittagspause |
14.00 Uhr |
Workshops (die Auswahl der Workshops erfolgt im Tagungsbüro am Veranstaltungstag) |
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1. „Innovative Ansätze in der Antisemitismusprävention“ Jonas Mages, Fachreferent für Antisemitismusprävention und jüdisches Leben, Europäische Janusz Korczak Akademie (München) |
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Dieser Workshop konzentriert sich auf die Entwicklung und Implementierung neuer Konzepte in der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit, insbesondere im Kontext der Präventionsarbeit. Ein zentraler Aspekt ist dabei die Gestaltung von Bildungsprozessen, die nicht über Jüdinnen*Juden sprechen, sondern aktiv deren Perspektiven und Erfahrungen in den Dialog einbeziehen. Ein besonderer Fokus liegt auch auf dem Einsatz moderner Technologien, welche es ermöglichen, historische und gegenwärtige jüdische Lebensrealitäten auf innovative Weise zu vermitteln und somit emotionale und kognitive Lernprozesse zu fördern. Darüber hinaus wird im Workshop reflektiert, wie Antisemitismus in der Bildung thematisiert und dekonstruiert werden kann. Dabei wird betont, dass Antisemitismus als tiefgreifendes gesellschaftliches Problem einer differenzierten und inhaltlichen Bearbeitung bedarf. Das Ziel ist, Teilnehmende mit konkreten Ansätzen und Werkzeugen auszustatten, um Antisemitismus in ihrer eigenen pädagogischen Praxis wirksam entgegenzutreten und präventiv zu arbeiten. |
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2. „Bekämpfung von Antisemitismus im Netz: Der Beitrag der Medienaufsicht“ Maria Monninger, Referatsleitung Extremismusprävention, Bayerische Landeszentrale für neue Medien (München) |
Ein Schwerpunkt der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) bei der Medienaufsicht im Jugend- und Nutzerschutz ist die Prüfung und Bekämpfung von Rechtsverstößen im Kontext von Antisemitismus, Extremismus, Hass und Hetze im Netz. Grundlage ist der „Staatsvertrag über den Schutz der Menschenwürde und den Jugendschutz in Rundfunk und Telemedien.“ In diesem Workshop werden konkrete Beispiele aus der Prüf- und Aufsichtspraxis der BLM vorgeführt und bewertet sowie verschiedene Wege aufgezeigt, mit denen die Medienaufsicht dagegen vorgehen kann. |
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3. „Was ist israelbezogener Antisemitismus? Dr. Annette Seidel-Arpacı, Leitung, Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (München) |
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Der israelbezogene Antisemitismus richtet sich gegen den jüdischen Staat Israel, etwa indem diesem die Legitimität abgesprochen wird, klassisch antisemitische Motive auf Israel angewendet werden oder Jüdinnen und Juden für israelische Politik verantwortlich gemacht werden. In dem Workshop werden, aufbauend auf von RIAS Bayern dokumentierten Vorfällen, die häufigsten antisemitischen Motive im Zuge des 7. Oktobers erarbeitet und reflektiert. |
15.30 Uhr |
Kaffeepause und Rückkehr in die Fichtelgebirgshalle |
15.45 Uhr |
Berichte aus den Workshops und Schlussworte |
16.00 Uhr |
Ende der Veranstaltung |
Die Tagungsgebühr beträgt 50€ (davon befreit sind: Schüler*innen, Studierende, ehrenamtlich Tätige aus Bündnissen und Initiativen) und ist im Voraus zu entrichten.
Die Anmelde- und Zahlungsfrist ist Sonntag, der 13.10.2024.
Empfänger: Stadt Wunsiedel IBAN: DE21 7805 0000 0620 0004 48
Kreditinstitut: Sparkasse Hochfranken Verwendungszweck: WuFo 0.1101.1109 TN-Name
Themen der vergangenen Jahre
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2023„Klassismus – die diskriminierte Diskriminierung?“
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2022„Im Eifer des Geschlechts“
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2021„Wie Würde des Menschen ist unantastbar“ – Bayern gegen Diskriminierung und Rassismus
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2020„Demokratie und Menschenwürde schützen – kein Platz für Hass und Hetze im Netz“
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2019„Parteilich für die Demokratie“
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2018Neue Rechte
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2017Weltoffenheit – Wahrhaftigkeit – Empathie: Die Herausforderung „Rechtspopulismus“
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2016„Was tun gegen Hass? Was tun gegen Hass!“
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2015„Von der Willkommenskultur zur Partizipation“
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2014Willkommenskultur statt Ausgrenzung
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2013Erfolgreich gegen Rechtsextremismus in Bayern – Politik und Zivilgesellschaft im Gespräch
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2012Demokratie wagen – Demokratie leben … ist mehr als: „gefällt mir“!
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2011„Die Rolle der Medien beim zivilgesellschaftlichen Engagement für Demokratie und Toleranz“
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2010„Juristische Entscheidungen im Zusammenhang mit rechtsextremen Aufmärschen“
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2009Wunsiedler Forum zum Thema Toleranz im Sport und Jugend stärken für Demokratie
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2008Wunsiedler Forum zum Thema Rechte Immobilien
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2007Erstes Treffen bayerischer Kommunen gegen Rechtsextremismus (Vorläufer des Wunsiedler Forums)